Diva
"Diva" | 2020 | 25 Minuten | Kamera, Schnitt und Regie: Catarina Garcia | Konzept und Performance: Günther Grollitsch -
Eine hybride Soloperformance von/mit Günther Grollitsch
Mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Tanzfilminstitut Bremen.





"Diva"
Im Rahmen des Stipendiums des Senators für Kultur Bremen will ich mich auf eine Recherchereise nach der mir eigenen Diva und ihren Spuren in meinem bisherigen Lebenslauf begeben.
Mit der Entwicklung eines Tanz/Performancesolos für die Kamera und die Bühne will ich Ihre Schritte verfolgen und die imaginäre Karriere meiner Koexistenz szenisch einfangen.
Durch den dokumentarischen Charakter dieses Interviews mit dieser Vision einer Frau wird sie sich manifestieren und einen Blick auf die Höhen und Tiefen ihrer seelischen Landschaften gewähren.
Schonungslos werden ihre zickigen Eskapaden, aber auch ihre liebevolle Seiten in dieser filmischen Studie fest gehalten.
Der Begriff Diva rührt von der weiblichen Form des lateinischen divus „göttlich“ her.
Eine Diva ist im herkömmlichen Sinne eine Frau mit herausragendem Talent in der Opernwelt und darüber hinaus in den Bereichen Theater, Kino und Popmusik.
In der römischen Antike standen die Attribute divus und diva nur Göttern bzw. Göttinnen zu.
Als schwuler Mann kämpfe ich schon mein ganzes Leben mit der Frau in mir. Mit dem kleinen Mädchen, der beleidigten Liebenden oder eben der Diva, die ständig ihr Recht auf Verehrung einfordert.
Seit meiner frühen Kindheit hörte ich: „Ein Junge tanzt nicht!“ Warum das so sein sollte wurde immer mit: „Das ist nur was für Schwule!“ begründet.
Schlechte Menschen und verdorbenes Volk seien diese Männer, die so „gepolt“ sind. Grund genug sich hinter Masken und Verkleidungen zu verstecken.
Und ist das nicht genau das Vorrecht der Diva? Sich mit Federn zu schmücken und Masken zu tragen, die sie mit einen Hauch von Geheimnis umhüllen?
Auch als Tänzer auf der Bühne war ich immer mit der eigenen Geschlechterrolle konfrontiert. Wie stehe ich, gehe ich, präsentiere ich mich und stimmt die Eigen- mit der Fremdwahrnehmung überein? Für mich war es immer wichtig als Mann anerkannt zu werden, obwohl ich immer lange Haare pflegte und modisches Statement meinen Alltag prägten. Meine Androgynität bildete damals schon eine fragile Brücke zu meiner DIVA.
Die erste Befreiung meiner DIVA gelang ihr natürlich auf der Bühne, in der Tanzproduktion „Alice in Wonderland“ von Roberto Galván am Stadttheater Giessen 1998 als ich in der Rolle der Gloria Swanson die Mutter von Alice tanzte. Zehn Zentimeter Pfennigabsätze und Federboa inbegriffen. Ein weiteres mal wurde ich, als Teil des Ensembles des Bremer Theaters in der Wiederaufnahme des Tanzstückes „CALLAS“ von Reinhild Hoffmann berufsbedingt mit meiner DIVA konfrontiert. Die Callas als Sinnbild dieser Frauenfigur lieferte mir vielerlei Ebenen während der Produktion in einen Dialog mit meiner Diva einzusteigen.
Diesen Dialog will ich im Rahmen des Stipendiums fortführen und vertiefen.
Im Rückblick verschwimmen die Grenzen zwischen mir und Ihr. Aber im jetzt und heute wird ihr Profil geschärft und dem Mythos der Diva Leben eingehaucht.
Diese DIVA läßt sich auf einen Schlagabtausch mit den großen Diven der Geschichte ein und fordert Sie zum rethorischen wie physischen Duell auf.
Pikant und sauer, kitschig und trashig und immer mit einer Priese Selbstironie.
Durch meine intensiven Verbindungen zum Deutschen Tanzfilminstitut darf ich auf die Fachexpertise und den vielfältigen filmischen Dokumenten des Instituts zählen um diese künstlerische Idee in ein filmisches Werk zu transformieren.
